Mir will scheinen, daß heutzutage viele zu Unrecht im Narrenhause schwitzen,
da doch die wahren Narren in Regierung und Amtsstuben sitzen!
Sie weben ihr Gespinst in dem Verlangen,
den Bürger der die Wahrheit spricht, darin zu fangen.
Die Mißstände werden emsig verteidigt,
schliesslich ist man darauf vereidigt.
Wer Unbequemes sagt,
gar die Wahrheit auszusprechen wagt,
wer ihre Verfilzungen beim Namen nennt,
und auch ihre Machenschaften kennt;
wer aufdeckt was er nicht sollte,
gar Gerechtigkeit haben wollte -
dem kann passieren, daß sie ihn in ihr Netzwerk zerren,
um ihn dann im Narrenhause einzusperren.
Doktoren, die vom Nervenfach nicht sind,
stellen Gutachten aus, geschwind wie der Wind.
Sie hören nur was sie hören wollen,
und nicht das, was sie hören sollen.
Wer Recht und Gesetz von der Obrigkeit fordert,
wird flugs zum Amtsarzt hinbeordert.
Dort wird das Wort im Munde ihm verdreht,
bis er ein Querulant zu sein gesteht.
So ein Querulant ist der Obrigkeit sehr unangenehm,
tut der Behörden Willkür oftmals widerstehn.
Wirft er Licht auf dunkle Machenschaften,
dann tun die Narrenfänger ihn verhaften.
Angeblich lebe man nicht mehr im Mittelalter -
doch ihr Tun gleicht dem vom Inquisitionsverwalter,
nur daß sie einen heute nicht mit heißen Zangen zwicken,
sondern vom Delinquenten heischen, bunte Pillen zu picken.
Wer bis dahin guten Mutes und frohen Sinnes war,
der wird solcherart bald zum Seelenkrüppel, das ist wahr.
Dafür werden Mordbuben und Kinderschänder oft zu früh entlassen,
da jene nach Sozialprognose trefflich in die Gesellschaft passen!
Hauptsache es stört kein Bürger die Herren in ihrem Treiben,
so daß diese weiter ungestört ihre Gewinne schreiben.
Ins Netz zerrt niemand jene, die solch' Unrecht tun,
denn diese, die sind ja gegen das Recht immun.
Ins Netz zerren sie neben Irren, auch die Aufrechten und die Hehren,
denn diese, man ahnt es wohl, können dagegen sich nicht wehren.
So muß manch' wackrer Mann sein Brot im Narrenhause kauen,
welch' ein Skandel, welch' Abartigkeit, tut man dies beschauen!
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